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HANDOUTS FÜR FORTBILDUNGEN

Burnout - eine Einführung

Bei diesem Text handelt es sich um Gedanken, die ich 2019 vor Vertretern der Geschäftsführung und Mitgliedern des mittleren Managements eines Unternehmens (innovatives Produkt, weltweite Präsenz, Hochleistungsorientierung) vortrug. Einleitend schildere ich Phänomene, die mit dem Begriff „Burnout“ verbunden sind, ich skizziere objektive und subjektive Faktoren, die Burnout bewirken, und ich stelle die „Hintergrundmusik“ gesellschaftlichen Wandels vor, ohne die Burnout nicht verstanden werden kann. – Dann stelle ich dar, woran Burnout zu erkennen ist, und in welchen Etappen die Verfassung des „Ausbrennens“ voran schreitet. Ausführlich diskutiere ich den psychodynamischen Kern des Burnouts, um anschließend auf
folgende Themenblöcke einzugehen: Wandel der Arbeit und Burnout – Führung und Burnout – Organisationskultur und Burnout.

Regressive Gruppendynamik in Organisationen

Die Phänomene, die ich heute mit Ihnen besprechen will, betreffen Erlebnis- und Kommunikationsweisen in Gruppen und Organisationen, wie sie unter bestimmten Bedingungen – zumindest zeitweise – unvermeidlich sind. Die Rede ist von Regressionsphänomenen, worunter Zustände verstanden werden, die als „irrationale“ Verfassungen verstanden werden können: Aus Gründen der Angstbewältigung und der Bewältigung von massivem Streß geraten die Gruppenmitglieder in Haltungen, die ihrem eigentlichen „Reifestand“ nicht entsprechen. Sie reagieren und kommunizieren auf eine ursprüngliche, archaische Weise, die sie eigentlich längst hinter sich gelassen haben, die sie aber als Gruppe wieder wachrufen (außerhalb der Gruppe und unabhängig von ihr verhalten sich die Gruppenmitglieder „rational“, erwachsen, verantwortlich, besonnen, souverän, aufgabenbezogen usw.). Die Regression kann vorübergehend sein und zurück genommen werden, wenn die Ausgangsbedingungen sich wieder ändern oder wenn die Gruppe in der Lage ist, die Beschaffenheit ihrer Situation gemeinsam zu reflektieren. Ist dies nicht der Fall, kann die Regression dauerhaft sein, was schließlich zu einer ernsten Beeinträchtigung sowohl der Effizienz in der Aufgabenerfüllung, als auch im Befinden der Beteiligten führt („organisationaler Burnout“).

Primäre Aufgaben

Das Konzept der Primäraufgabe bzw. des primären Risikos ist eines der Basiskonzepte des Tavistock-Ansatzes (psychodynamische Organisationsberatung). Im Kern behandelt es das Verhältnis von Realität und Phantasie in der organisationsbezogenen Arbeit, dabei steht es in engem Zusammenhang mit Bions Konzepten der „Arbeitsgruppe“(realitätsbezogene Gruppenmentalität) und den verschiedenen „Grundannahmen“ (regressive Gruppenverfassungen, die die Gruppe von der Realität entfernen).

Übertragungen am Arbeitsplatz

Übertragungen als Manifestationen unbewusster Zustände und Repräsentanzen in aktuellen Beziehungen spielen in allen menschlichen Beziehungen eine Rolle. In der psychoanalytischen Theorie werden sie als „spontane“ (weil nicht systematisch geförderte) Übertragungen oder als „Außenübertragungen“ (weil außerhalb des analytischen Prozesses verortet) beschrieben. Am Arbeitsplatz, in der Regel also in Organisationen, sind Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse ubiquitär. Wenn wir diese Prozesse als Beraterinnen und Berater beobachten, ist es zunächst hilfreich, sich an der klassischen Sichtweise Freuds zu orientieren: Übertragungen treten als lebensgeschichtlich vertraute, aber heute unpassende, unangemessene Einstellungen und Phantasien in Erscheinung. Unter ihrem Einfluss wird die objektive Realität projektiv mehr oder weniger verzerrt (Freuds „falsche Verknüpfung“). Wir bewegen uns also wieder innerhalb der Themenstellung dieser Tagungswoche: „Phantasie und Realität“.

Führung und Containment

Auch diese Konzepte variieren die übergreifende Thematik unserer Tagung: Phantasie und Realität. Führung ist verpflichtet, zukunftssichernde „Visionen“ zu entwerfen und zur Umsetzung zu bringen. Das erfordert sowohl geschulten Realitätssinn, als auch Kreativität und Phantasie. Containment beinhaltet – wie ich unten ausführlicher schildern werde – sowohl strukturelle, rational begründete Angebote und Interventionen, als auch Emotionsarbeit oder anders gesagt: fortlaufendes Management institutioneller Irrationalität. Ohne hinreichend gute Führung ist Containment in der Arbeitswelt nicht denkbar. Ohne hinreichend sicheres Containment kann nicht von funktionaler Führung gesprochen werden. – Containment anzubieten und zu sichern, ist daher zentrale Führungsaufgabe.

Psychodynamisches Arbeiten heute?! Rückschau und Ausblick eines Beteiligten.

Am 6. und 7. November 2015 war ich eingeladen, die Diskussion der internen Tagung der Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychodynamische Psychiatrie (NAPP), die im Elsa-Brandström-Haus in Hamburg-Blankenese stattfand, mit einem mehrteiligen Impulsreferat anzuregen. Das darf man eine „große Ehre“ nennen, und ich erinnere mich noch sehr gut an die engagierte Gruppendiskussion, die meine Impulse anregte. Das Referat reflektiert die Entwicklung der bundesdeutschen Sozialpsychiatrie von 1975 bis heute – aus psychodynamischer Sicht. Es besteht aus vier aufeinander bezogene Teilen: 1. Von 1975 bis 1990: Aufbruch – Fortschritt – Umweltmutter. 2. Von 1990 bis 2005: Ökonomisierung – Professionalisierung – NAPP. 3. 2005 bis heute und darüber hinaus: Trauma – Ideologie – Überleben. Und 4. Was bedeutet psychodynamische Arbeiten heute? Die letztere Frage beantworte
ich in Form von 18 prägnanten Thesen.

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